Schwingspule
Racegixxer
Themenstarter
Hallo,
wie in einem anderen Thread kurz erwähnt, habe ich heute mal zwei Vorderreifen aufgeschnippelt. Dran glauben mussten ein abgefahrener Michelin Pilot Power und ein neuer aber verunfallter Metzeler M7RR. Beide Reifen sind für Geschwindigkeiten über 270 km/h zugelassen und haben die Reifenmaße 120/70 ZR17.
Vorweg: Es gibt keine Gummianalyse, ich bin kein Wissenschaftler auf dem Gebiet Reifen, und ich erstelle den Thread nur weil Interesse von Anderen bekundet wurde. Insgesamt ist der Thread vielleicht als Bericht oder Galerie zu verstehen. Der Grund für mein Experiment liegt in meinem Interesse an dem, womit ich täglich durch die Gegend fahre. Weltverändernde Erkenntnisse konnte ich nicht gewinnen, damit habe ich aber auch nicht gerechnet. Trotzdem ließen sich auch für einen Laien wie mich ein paar grobe Unterschiede erkennen, und sich die Folgen daraus ableiten.
Damit jeder Versteht wovon ich im folgenden Text spreche, hier noch eine "Landkarte" zum Aufbau eines Reifens:
Aber endlich zur Sache...
Anfänglich wollte ich die Reifen durch eine Bandsäge schieben, wovon mir mein Vater jedoch abriet. Durch die Stahleinlagen (vermutlich kein 0815 "Weichstahl" sondern irgendetwas härteres) wäre das Werkzeug wohl schnell stumpf geworden. Etwas rabiater aber der Herausforderung gewachsen, musste also die Flex ran.
Falls mein Nachbar hier mitliest: Jetzt kennst du den Grund für die Rauchwolken, die dir hoffentlich nicht den Apetit beim Mittagessen genommen haben. Sorry
Im Folgenden ist links der M7RR und rechts der PiPo zu sehen.
Michelin Pilot Power:
Beim Aufschneiden der Reifen konnte ich feststellen, dass im PiPo eine ganze Menge Draht verbaut ist. Der Gürtel unter der Lauffläche besteht aus einen Endlosdraht, der dicht an dicht die komplette Lauffläche unterbaut.
Der Wulstkern besteht aus einem dickeren Drahtbündel, wobei 6 Außendrähte einen dickeren Draht in der Mitte umhüllen. Die Karkasse unter der Seitenwand besteht aus vielen "Schnurpäckchen" (echte Schnüre, kein Draht), die versetzt angeordnet sind. Durch die versetzte Anordnung und die hohe Flexibilität der Schnüre kommt vermutlich insgesamt eine hohe Flexibilität der Seitenwand zustande.
Die Lauffläche ist ebenfalls von solchen Schnüren unterbaut, die auf der Innenseite der Drähte (zur Felge hin) in Päcken angeordnet sind.
Mit der Kante der Lauffläche endet der Endlosdraht. Die Seitenwand führt den Endlosdraht nicht weiter.
Bei meiner letzten Tour vorm Reifenwechsel habe ich den Reifen nochmal rangenommen. Das Profil ist sichtlich geschwächt und die Profilmindesttiefe des Gesetzgebers unterschritten.
Betrachtet man die oberste Gummischicht (Lauffläche mit Profil), sieht man deutlich einen recht stark beanspruchten Bereich. Vermutlich ist das meine typische Schräglage für uneinsehbare Kurven im nasskalten Harz in den Wintermonaten An dieser Stelle würde bei komplett abgeriebenen Profil auch recht bald die Drahteinlage (Gürtel) durchkommen. Es ist also nicht verkehrt einen abgenutzten Reifen zu wechseln.
Meine Finger verrieten mir, dass sich das Gummi des PiPo irgendwie stief anfühlt.
Metzeler Sportec M7RR:
Der Wulstkern des M7RR ist im Gegensatz zu dem des PiPo etwas anders gebaut. Anstelle eines dicken Drahtes, der von dünneren Drähten umhüllt wird, sind im M7RR 16 gleichdicke Drähte (vermutlich auch ein Endlosdraht mit 16 Wicklungen) vorhanden. Die Karkasse besteht wie beim PiPo aus Schnurpäckchen. Diese sind jedoch in doppelter Ausführung und versetzt (wie unter der Läuffläche/dem Gürtel des PiPo) vorhanden.
-> Als Laie vermute ich, dass die Flexibilität aufgrund der Schnüre ähnlich der des PiPo ist. Da jedoch deutlich mehr Schnur verwendet wurde, ist die Elasitizät vermutlich geringer, was ein direkteres Feedback gibt. Das stärker ausgeführte Wulstkern wird zudem bei Beanspruchung der Seitenwand auf Zug weniger nachgeben, was ebenfalls ein direkteres Feedback zu Folge haben sollte.
Der Gürtel des M7RR ist ebenfalls anders als der des PiPo gebaut. Im M7RR ist nicht ein dicker Endlosdraht über die gesamte Fläche nebeneinander gelegt worden, sondern Drahtbündel aus ganz feinen dünnen Drähten. Diese Bündel liegen nicht direkt nebeneinander, sondern haben Abstand zueinander. Hierbei besteht jedes Bündel aus 10 feinen Drähten. Wie bei starren und flexiblen Kabeln (Elektrik) wird dadurch eine wesentlich höhere Flexibilität des Bündels gegenüber einem gleichdicken Draht erreicht. Zudem ist das Bündel aus feinen Drähten stärker (und eigentlich auch häufiger) auf Biegung beanspruchbar ohne Schaden zu nehmen.
Wie beim PiPo sind auch Schnurpäckchen unter den Drähten im Gürtel. Anders als Michelin beim PiPo scheint Metzeler beim M7RR aber zwei verschiedene Materialien für die Schnüre zu verwenden. So ist die näher am Draht liegende Schnur andersfarbig als die weiter entferntere.
Rein subjektiv fühlt sich das Gummi des M7RR etwas elastischer und klebriger an.
Innenseiten beider Reifen:
Schlussendlich lässt sich sagen: Der Blick ins Innere beider Reifen bestätigt (unabhängig von den Gummimischungen) die Erfahrungen mit den beiden Reifen. Ich persönlich finde den M7RR sehr viel angenehmer. Er ist für mich leichter zu fahren, gibt besseres Feedback, hat gefühlt immer Grip (egal ob nass, trocken, kalt, warm, Salz) und hat für einen Sportreifen eine recht hohe Laufleistung. Das soll hier aber keine Werbung sein - jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, und nicht jeder hat den gleichen Lieblingsreifen. Außerdem gibt es ganz unterschiedliche Anforderungen an Reifen, weshalb es auch nicht DEN Reifen für alles gibt. Aber das weiß ja eigentlich auch jeder...
wie in einem anderen Thread kurz erwähnt, habe ich heute mal zwei Vorderreifen aufgeschnippelt. Dran glauben mussten ein abgefahrener Michelin Pilot Power und ein neuer aber verunfallter Metzeler M7RR. Beide Reifen sind für Geschwindigkeiten über 270 km/h zugelassen und haben die Reifenmaße 120/70 ZR17.
Vorweg: Es gibt keine Gummianalyse, ich bin kein Wissenschaftler auf dem Gebiet Reifen, und ich erstelle den Thread nur weil Interesse von Anderen bekundet wurde. Insgesamt ist der Thread vielleicht als Bericht oder Galerie zu verstehen. Der Grund für mein Experiment liegt in meinem Interesse an dem, womit ich täglich durch die Gegend fahre. Weltverändernde Erkenntnisse konnte ich nicht gewinnen, damit habe ich aber auch nicht gerechnet. Trotzdem ließen sich auch für einen Laien wie mich ein paar grobe Unterschiede erkennen, und sich die Folgen daraus ableiten.
Damit jeder Versteht wovon ich im folgenden Text spreche, hier noch eine "Landkarte" zum Aufbau eines Reifens:
Aber endlich zur Sache...
Anfänglich wollte ich die Reifen durch eine Bandsäge schieben, wovon mir mein Vater jedoch abriet. Durch die Stahleinlagen (vermutlich kein 0815 "Weichstahl" sondern irgendetwas härteres) wäre das Werkzeug wohl schnell stumpf geworden. Etwas rabiater aber der Herausforderung gewachsen, musste also die Flex ran.
Falls mein Nachbar hier mitliest: Jetzt kennst du den Grund für die Rauchwolken, die dir hoffentlich nicht den Apetit beim Mittagessen genommen haben. Sorry
Im Folgenden ist links der M7RR und rechts der PiPo zu sehen.
Michelin Pilot Power:
Beim Aufschneiden der Reifen konnte ich feststellen, dass im PiPo eine ganze Menge Draht verbaut ist. Der Gürtel unter der Lauffläche besteht aus einen Endlosdraht, der dicht an dicht die komplette Lauffläche unterbaut.
Der Wulstkern besteht aus einem dickeren Drahtbündel, wobei 6 Außendrähte einen dickeren Draht in der Mitte umhüllen. Die Karkasse unter der Seitenwand besteht aus vielen "Schnurpäckchen" (echte Schnüre, kein Draht), die versetzt angeordnet sind. Durch die versetzte Anordnung und die hohe Flexibilität der Schnüre kommt vermutlich insgesamt eine hohe Flexibilität der Seitenwand zustande.
Die Lauffläche ist ebenfalls von solchen Schnüren unterbaut, die auf der Innenseite der Drähte (zur Felge hin) in Päcken angeordnet sind.
Mit der Kante der Lauffläche endet der Endlosdraht. Die Seitenwand führt den Endlosdraht nicht weiter.
Bei meiner letzten Tour vorm Reifenwechsel habe ich den Reifen nochmal rangenommen. Das Profil ist sichtlich geschwächt und die Profilmindesttiefe des Gesetzgebers unterschritten.
Betrachtet man die oberste Gummischicht (Lauffläche mit Profil), sieht man deutlich einen recht stark beanspruchten Bereich. Vermutlich ist das meine typische Schräglage für uneinsehbare Kurven im nasskalten Harz in den Wintermonaten An dieser Stelle würde bei komplett abgeriebenen Profil auch recht bald die Drahteinlage (Gürtel) durchkommen. Es ist also nicht verkehrt einen abgenutzten Reifen zu wechseln.
Meine Finger verrieten mir, dass sich das Gummi des PiPo irgendwie stief anfühlt.
Metzeler Sportec M7RR:
Der Wulstkern des M7RR ist im Gegensatz zu dem des PiPo etwas anders gebaut. Anstelle eines dicken Drahtes, der von dünneren Drähten umhüllt wird, sind im M7RR 16 gleichdicke Drähte (vermutlich auch ein Endlosdraht mit 16 Wicklungen) vorhanden. Die Karkasse besteht wie beim PiPo aus Schnurpäckchen. Diese sind jedoch in doppelter Ausführung und versetzt (wie unter der Läuffläche/dem Gürtel des PiPo) vorhanden.
-> Als Laie vermute ich, dass die Flexibilität aufgrund der Schnüre ähnlich der des PiPo ist. Da jedoch deutlich mehr Schnur verwendet wurde, ist die Elasitizät vermutlich geringer, was ein direkteres Feedback gibt. Das stärker ausgeführte Wulstkern wird zudem bei Beanspruchung der Seitenwand auf Zug weniger nachgeben, was ebenfalls ein direkteres Feedback zu Folge haben sollte.
Der Gürtel des M7RR ist ebenfalls anders als der des PiPo gebaut. Im M7RR ist nicht ein dicker Endlosdraht über die gesamte Fläche nebeneinander gelegt worden, sondern Drahtbündel aus ganz feinen dünnen Drähten. Diese Bündel liegen nicht direkt nebeneinander, sondern haben Abstand zueinander. Hierbei besteht jedes Bündel aus 10 feinen Drähten. Wie bei starren und flexiblen Kabeln (Elektrik) wird dadurch eine wesentlich höhere Flexibilität des Bündels gegenüber einem gleichdicken Draht erreicht. Zudem ist das Bündel aus feinen Drähten stärker (und eigentlich auch häufiger) auf Biegung beanspruchbar ohne Schaden zu nehmen.
Wie beim PiPo sind auch Schnurpäckchen unter den Drähten im Gürtel. Anders als Michelin beim PiPo scheint Metzeler beim M7RR aber zwei verschiedene Materialien für die Schnüre zu verwenden. So ist die näher am Draht liegende Schnur andersfarbig als die weiter entferntere.
Rein subjektiv fühlt sich das Gummi des M7RR etwas elastischer und klebriger an.
Innenseiten beider Reifen:
Schlussendlich lässt sich sagen: Der Blick ins Innere beider Reifen bestätigt (unabhängig von den Gummimischungen) die Erfahrungen mit den beiden Reifen. Ich persönlich finde den M7RR sehr viel angenehmer. Er ist für mich leichter zu fahren, gibt besseres Feedback, hat gefühlt immer Grip (egal ob nass, trocken, kalt, warm, Salz) und hat für einen Sportreifen eine recht hohe Laufleistung. Das soll hier aber keine Werbung sein - jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, und nicht jeder hat den gleichen Lieblingsreifen. Außerdem gibt es ganz unterschiedliche Anforderungen an Reifen, weshalb es auch nicht DEN Reifen für alles gibt. Aber das weiß ja eigentlich auch jeder...
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