Freitagmorgen..... weit östlich ists schon um gefühlt 4 Uhr taghell.
Also los.... ne kalte Dusche (wenn von "kalt" noch zu sprechen ist) weckt so halbwegs. 2 Kaffee aus der Senseo (Jägi

) später wandert ein Blick aufs Streckenthermometer. Schon so früh weit über 20.... gg. 10 Uhr sollen die 30° geknackt werden, die Streckentemp. wird in ihrer Spitze bei über 65° liegen, im Schnitt so bei um die 60- wuar! Das schaut nach Materialschlacht aus

Der erste Törn beginnt verhalten.... rausfahren, mal schauen wos lang geht.... nach 2 Runden sind Zombie und Jägi weg. Ich schaue mir entspannt die Strecke an, nur keine Eile- wir sind ja 3 Tage hier

.
Zurück in der Box die ersten Eindrücke: Die Strecke hat schon was, aber der Brüller ists och nicht. Manche Stellen ziehen Ihren Reiz aus dem Risiko, dass du eingehen musst um halbwegs zügig rum zukommen. Sowas mag ich nicht.
Aber ok.... Saxxnring ist auch erst ab dem 3. Törn geil, davor willst du zumeist einfach nur nach Hause fahren weils keinen Spaß macht.
Bei Jägi zeigen sich schon jetzt die ersten Auflösungserscheinungen am VR.... allerdings ne angefahrene Pelle, mal schauen wie das weitergeht.
Der nächste Törn läuft schon besser, es wird noch einen weiteren dauern bis die Streckenführung "drin" ist. Allerdings großartig ändern an der Meinung zur Strecke wird das nichts. Fährt sich nicht "rund".... schade!
Positiv: Viele Streckenposten die bei Bedarf extrem schnell zur Stelle sind und sehr aufmerksam mit den Flaggen agieren. Über alle 3 Tage wird trotz einiger Stürze nicht ein Törn abgebrochen.... das ist vorbildlich! Selbst in der Box sind etliche Sicherheitsposten stationiert..... viel Manpower- löblich!
Also dann der 3. Törn. Für mich ist das ganze recht unspektakulär. Über alle 3 Tage geht es nicht einmal von der Strecke ab, nicht einmal muss ich in einen Notausgang, nicht einmal wird es eine auch nur halbwegs kritische Situation gehen. Das klingt erstmal langweilig, rührt aber nachhaltig daher, dass die Warnungen vor dieser Strecke sehr deutlich waren. Robert wies nochmals darauf hin, dass bei der letzten Veranstaltung ALLE Abflüge mit Totalschäden endeten. In Verbindung mit der Erkenntnis, dass der Kurs idT. stellenweise risikoreich ausgelegt ist sorgt das bei mir für eine deutliche Erweiterung des Sicherheitsspielraums. Wirklich an die Grenze geht es nirgends. An die Körbs heran ja, im "Normalbetrieb" darüber: NEIN! Ein positiver Nebeneffekt dieser Herangehensweise ist die wirklich frühzeitig runde Gangart. Zwar bietet auch der Slovakiaring 2 recht spitze Ecken, die ich von Haus aus so grad gar nich abkann.... aber ansonsten finde ich trotz unrundem Kurs schnell zum Flow.... es läuft halt.
In der Mittagspause treibt es Kurvi ins Restaurant.....da war er schon sein Frühstück inhallieren

Mir reicht bei dieser Affenhitze ein Müsliriegel..... schließelich soll nach der Pause die Lederkutte noch verschließbar sein.
Schon jetzt beginnt bei Jägi das VR-Drama..... die Brückensteine tun sich mit seinem Fahrstil und der Hitze sehr schwer. Egal ob angefahren oder neu, sie leiden fürchterlich. Der bei mir montierte Supercorsa tut sich hingegen leicht mit den Bedingungen. In Verbindung mit der neuen Braking-Felge vorn (mit pornös geilen Superbike-Scheiben) leistet der neue SC1 vorzügliche Arbeit. Es wird einige Überredungskunst brauchen bis auch der arg skeptische Schwabe den 2. Supercorsa (angefahren auf der Originalfelge, dadurch unter den Mühlen wg. Felgengleichheit herrlich tauschbar) testet und feststellen muss, dass diese Version hier bei den Temp. eine gangbare Lösung darstellt.
Schon am ersten Tag stehen am Nachmittag Rennen an.
Das überrascht zunächst ein wenig, denn nach gerademal einem Vormittag Kennenlernen ist das recht früh. Allerdings muss der Samstag so gestaltet sein, dass zwischen uns noch tschechische Zynder auf den Ring können (immer mal wieder dazwischen.... für uns recht gut, denn von "unserem" Veranstalter sind somit nur rund 60 Leute auf die Törns zu verteilen) und am Sonntag kommen die längeren GP-Rennen.
Also Samstag fein sortiert nach Klassen (600/750/1000) an den Start.
In meiner 3/4-Liter Klasse stehen da gerademal 6 Fahrer an..... hää???
Ich gehe davon aus, dass wir zusammen mit den 600er fahren werden. Aber denkste! Wir werden mit 6 Leuten gestartet. Das find ich ein wenig schade, denn irgendwie geht da ja der Spaß des Fahren "im Feld" verloren. Nunja, ist halt so.
Wenig wundert es mich, dass ich von den sechsen als sechster in der Startaufstellung stehe.... Prospeed-Cup halt. Ein wenig Hoffnungen mache ich mir beim Start. Der war mir bis dato IMMER vorzüglich geglückt.
Also dann, raus in die Schlacht!
Der Vorstart läuft schonmal gut, ich komme super los. Wärend der Einführungsrunde muss ich allerdings auf mich selbst fluchen. Jetzt werden die beiden Gegner hinter mir fleißig 5km lang schauen wo wir hinfahren.... irgs! Wäre ich doch nur im 6. Gang losgefahren. Also mal schön falsch ums Eck.... bloß keine offene Tür aufzeigen.
Zurück in der Startaufstellung steigt der Puls. Allerdings diesesmal nur gering, denn hinter mir es eh niemand - eigentlich könnt ich ganz relaxed hinterher donnern. Nix da! Die sind zwar alle haushoch überlegen, aber am Start werden die Karten immer neu und ganz anders gemischt. Die Ampel schaltet auf rot, vor mir 5x lauten Motorengebrüll..... wozu eigentlich??? Kommt das VR zuviel musst du lupfen --> Scheiße weil Vortriebsverlust. Schleift die Kupplung zu viel und zu lange kostet es extrem Material und du bist nur darauf konzentriert das unter Kontrolle zu halten --> Scheiße weil lenkt vom Fight in die 1. Kurve ab. Also, wie dann? Ganz easy! Der Vortrieb wird durch die maximal übertragbaren Kräfte am HR begrenzt... und exakt soviel Leistung brauch ich maximal.... die erreicht eine 750er spielend bei 5000-6000U/min. Kein Plan, warum da alle wie die Wilden kurz vorm Begrenzer rumdröhnen. In dieser Theorie bestätigt fühle ich mich 100m hinter der Startlinie. Als letzter gestartet kann ich in die 1. Kurve hinein den 3. attackieren. Leider zeigt mir der Kamerad sehr deutlich, warum er einige Plätze vor mir stand und macht die Tür zu.... also erstmal Platz 4. Das heißt für mich: hinter mir lauern 2 Zeitgenossen, die frei fahrend einige Sekunden überlegen sind. Jetzt hilft nur breit machen, bloß keine weiten Wege gehen und konzentrieren. Das funktioniert genau eine halbe Runde. Dann taucht in der Anbremszone eine schwarze 3/4 neben mir auf..... innen- fück! Ich halte gegen, versuche ihn durch spätes Bremsen von seiner Linie zu zwingen um am Kurvenausgang kontern zu können. Keine Chance, den Braten riecht er und platziert sich exakt dort wo ich hin wollte. Sehr ärgerlich! 1-2 Runden wollte ich schon da bleiben. Nunja, eines besseren belehrt mache ich mich auf die nächste Attacke gefasst. Ecke um Ecke rechne ich damit dass neben mir der nächste auftaucht und das Spiel wiederholt. Allerdings macht Kampflinie langsam..... ich suche mein Heil in der Flucht nach vorn. Nach 2 Runden wage ich einen Blick in Richtung Verfolger. Wuar wie geil!!!! Über 100m zurück, nie im Leben in Schlagdistanz..... ich freue mir ein Loch innen Bauch, ich habe einem Cuppi Meter eingeschenkt. Er muss nen Hitzekoller haben oder so.... mir völlig schnuppe, hauptsache er bleibt schön weit weg.

Eine Runde später geht dann das Stiefeldrama wieder los. Schon am Morgen hatte es mir nach 4-5 Runden ein ums andere Mal den Fuß angekokelt. Das Problem kannte ich bereits, hatte mir aber nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Der rechte Fuß brennt wie Hölle..... als würde jmd. nen Brenner drunterhalten. Da Zombie über ähnliche Probleme geklagt hatte war ich der Sache mal auf den Grund gegangen. Doof, da nicht schon früher drauf gekommen zu sein. Mein rechter Treter steht konstant auf dem (sonst sehr genialen) Serien-ESD der 3/4. Wenns nun so perverse Temp. (hier mal an die 38°) ist keinerei Kühlung mehr da. Die Socke kocht bis hart an die noch erträgliche Schmerzgrenze und die Sohle wird so weich, dass die Raste sich hinein drückt. Insgeheim geht mir jetzt schon die Klammer wenn ich an das doppelt so lange Rennen am Sonntag denke..... das wird die Hölle werden, vmtl. kann ich hinterher wieder wie im Vorjahr beim Sohlendurchbruch des Dainesetreters das Blut aus dem Stiefel putzen- igitt!
Wir fahren immernoch lustig im Kreis und bestreiten ein Rennen..... fast ganz vergessen, so relativ allein auf weiter Flur. Der Kamerad hinter mir macht keine Anstalten mehr aufzuschließen, resigniert wohl. Das bringt mich auf die Idee, einen zombieschen Gedankenblitz auszuprobieren. Der Untodde hatte mal erwähnt, dass er sich sehr gut ausruhen kann, wenn er einfach mal ne Runde 1-2 Sekunden langsamer angeht. Also denn.... fit war ich ja, nur dieser verfluchte Fuß brannte wie Hölle. Also fahren wir mal 2 Sekunden langsamer und halten die Tatze in den Wind. Boar wie geil!!! In der langen links nach dem Infield geht das super. Mehrere 100m am Stück Entspannung pur. Die Streckenposten werden sich vmtl. fragen obs mir unterm Helm zu heiß geworden is, dass ich so nen Unfug treibe. Egal- es kühlt!
Da fällt mir ein: Ich wollte ja zwischendurch mal auf die Motortemp. schauen.... nuja, konstant um die 100, je nach Streckenabschnitt. Das is soweit ok.... das Zutapen der Luftfluchtrouten durch die Gabel (um maximalen Durchsatz am Kühler zu erzwingen) hatte geholfen

Es wurde Zeit, mal wieder einen Blick auf die Restrundenanzeige zu werfen. Dieser Blick verhieß gutes..... gleich wars geschafft. Als die Zielflagge kam war ich erleichtert..... gleich viel kaltes Wasser und raus aus der Lederkutte und v.a. dem glühenden Stiefel.
In der Boxeneinfahrt gabs von den Streckenposten erstmal massenweise kaltes Wasser..... das meiste floß direkt in den Kragen

Sehr zufrieden rollte ich in die Box.... das Rennen hatte wiedereinmal richtig Laune bereitet, jetzt würde ich noch in Ruhe das 1000er Rennen anschauen und dann ein Bierchen konsumieren.
Der erste Tag war absolviert.