Mein Start in Japan (Teil 2)
An meinem ersten Arbeitstag ging’s mit dem Rad zur Arbeit. Gut, wäre nix wildes, wenn ich nicht auf halber Strecke nass geworden wäre. Sagen wir so, losgefahren bei Sonnenschein und eine halbe Stunde später von einem halben Monsun niedergerungen. Ich war bis auf die Unterhosen nass, aber nur die Harten kommen in den Garten … ich hatte eh vorsichtshalber komplett frische Klamotten mit

Also erst mal nass vorstellig geworden und gleich ab zur „Kleiderkammer“ neu einkleiden. Ich hatte mich schon richtig drauf gefreut. Gute sagen wir die Hosen gehen in Ordnung – ok, mal abgesehen von dem grün –, aber mit den Hemden wurde es dann richtig lustig. Ich habe jetzt eine Größe in der, sagen wir mal so, ersaufe ich nicht, aber die Ärmel sind immer noch zu kurz

Werden die Ärmel halt hochgekrempelt und wenn’s an den Prüfstand geht trag ich halt Jacke. Bleibt mir ja nix anderes übrig! Obwohl wie war das da mit Jacken!? Ah, stimmt ja, gleiche Problem wie mit den Hemden. Na ja, ich finde schon noch ne Lösung

Nächster wichtiger Punkt: Übersetzung von meinem Namen damit Japaner meinen Namen auch aussprechen können. Sehr lustige Sachen … ach so, und so wird er geschrieben: クリスチアン … leicht zu lesen

… zwar nicht für mich, aber für mich ist das ganze ja auch nicht gedacht!
Das einzige was ich bis jetzt sagen kann ist, dass die Kollegen alle freundlich zu mir sind und ich mit Kollegen im 1. OG von den Testständen sitze – mit Klimaanlage

Was bin ich froh das ich hier sitze. Hier ist nicht so eine Hitze wie ein Stockwerk tiefer. Ok, gut warm ist es trotz Klima auch hier, aber nicht ganz so schlimm. Die Klima ist auch nie auf volle Touren am Laufen, da wir ständig rein und raus laufen. Ach so, und hier heißt es auf dem Teppich Schuhe aus und ab in die Schlappen. Wir sitzen am Schreibtisch mit Hausschlappen – fragt mich nicht warum das so ist!? Aber es ist ganz angenehm nicht den ganzen Tag bei den Temperaturen die Sicherheitsschuhe tragen zu müssen. Gut, dafür bis ich immer meine Mainboote angezogen hab. Aber so trage ich wenigstens zur Erheiterung meiner Kollegen bei … die sehen meine Schuhe immer Kopfschüttelnd an. Einer meiner Kollegen ist auch 1,85m – wer ihn kennt weiß, dass er für Japaner schon richtig riesig ist – aber der hat Schuhgröße 42 und damit zählt er schon zu den Großfüsslern. Ansonsten läuft die Arbeit recht ruhig an. Habe schon einen Großteil meiner Projekte fix und hab damit begonnen meine Kollegen in Good ol' Germany zu nerven
Na gut, lassen wir die Arbeit mal Arbeit sein und sprechen wir lieber über die lustigen Seiten bzw. Interessanten Dinge. Da wäre zum einen die Bürokratie und Ordnung der Japaner. Wer glaubt Deutschland ist schlimm, der darf gerne mal hier anfangen zu arbeiten. Nur das was allein an Papier produziert wird hier. Der Hammer! Ordnung da hab ich Euch mal ein Bild angehängt. Selbst die Sporttaschen werden ordentlich hingestellt. Nix einfach in die Ecke geworfen. Ach so, die Bilder stammen von meinem ersten Besuch von Himeji Castle, welches sich noch in der Restaurierung befindet. Jeden Falls war da ein riesiger Trupp von Schülern aller Schulen aus der Stadt, die den gesamten Schlosspark gesäubert haben. Wohl freiwillig!? Und als Entlohnung hat jeder ein Schulheft bekommen. Aber alle waren mit Begeisterung dabei, ok, super ernst haben die das alle nicht genommen, aber die Arbeit war gemacht als ich aus dem Schloss wieder rauskam. Die Restaurierung ist schon mehr als aufwendig gemacht. Sogar originale Arbeitsweisen werden verwendet bzw. sogar das Werkzeug von damals ist extra angefertigt worden. Die Schlossanlage ist riesengroß und da man den Besuchern das Schloss trotz Restaurierung nicht vorenthalten will – man hat dem Schloss quasi ein Dach übergestülpt – kann man zur „Eagle Eye’s View“ hochfahren und Werktags live, am Wochenende halt nich, bei der Restaurierung zusehen. Beispielsweise wie die Ziegel neugelegt werden oder der Putz neu gemacht wird.
Zu Beginn bin ich durch den Park gelaufen und hab überall Katzen gesehen, die den Park für sich eingenommen haben. Obwohl diese nicht gefüttert werden überleben die dort scheinbar in sehr großer Zahl. Genauso wie in jedem Wasserloch riesige Karpfen rumschwimmen. Anfangs hab ich zwei drei richtig dicke gesehen, aber dann bei einer Oma mit ihren Enkeln, die fleißig Brot ins Wasser warf, bin ich fast vom Glauben abgefallen. Aber schaut Euch selbst das Spektakel auf den Bildern an. Ach und ne Schildkröte war auch noch mit bei. Die Getier dort im Park war überhaupt mehr als Handzahm – gut, bis auf die Katzen – und teilweise super frech. Mir latschten auf einmal ein paar Tauben über die Füße und ließen sich nicht mal vertreiben.
Ich springe noch mal ein wenig zurück!

Japaner und Alkohol! Sehr lustig! Am Freitag hatten vier recht junge neue Kolleginnen und Kollegen und ich zusammen einen kleinen Einführungsabend. Dabei wurde fleißig getrunken und gespeist und nebenbei sollten sich die neuen Kollegen, na ja, wie soll man das beschreiben!?, zum Clown machen!? Ja, das trifft es ganz gut! Die drei Jungs und das Mädel waren so um die 20 und haben irgendwas darbieten müssen. Sei es einen Komiker imitieren, Sprüche zitieren und das Mädel hat mit Kaligraphie beeindruckt und witzig war es noch dazu. Die Frage, die sie stellte war, wie man die Firma hier am besten beschreiben könnte. Es kam das Zeichen für schwer beschäftigt raus. Wie man aus dem Modifizieren der Schriftzeichen eine neue Bedeutung bekommen kann … ist übrigens Fluch und Segen zu gleich wie ich selber schon feststellen musste, aber dazu komme ich gleich wenn es um öffentliche Verkehrsmittel geht.
Mein neuer Chef, und ich bastelten ein kleines Quiz zusammen, damit die Anwesenden ein wenig mehr über mich erfahren sollten. Da waren so Dinge mit Größe, Schuhgröße, Führerschein und solche Dinge mit bei und war im Verlauf recht witzig gewesen, da im Vergleich zu Europa einige Dinge in Japan komplett anders sind.
Ja, und kommen wir mal auf Alkohol zu sprechen. Der gemeine Japaner kennt seine Grenze nicht so wirklich, wagt es aber gerne diese komplett außer Acht zu lassen, sprich ein paar meiner Kollegen waren bis zehn knallvoll und mussten heim. Andere hielten noch ein wenig länger durch, aber fangen dann durchaus auch mal im Restaurant an zu schlafen, fallen durch die Fußgängerzone oder brauchen Hilfe beim Laufen. Hinzukommt bei den meisten, die Grenze liegt nicht wirklich hoch, will sagen nach einer geringen Menge Alkohol geht er ab der Peter oder eher der … nee, keine Details, die Namen könnten bekannt sein
Wie es mir sprachlich ergeht hab ich ja schon angesprochen, aber das es da auch recht schnell zu Missverständnissen bzw. Fehlern meinerseits kommen kann wenn es um Schrift geht ist auch klar, aber wenn ich dann nachfrage und mich der Honk bei der Bahn auch noch Falsch in der Weltgeschichte umher schickt, da werd ich dann auch mal sauer. Es sollte schütten wie aus Kannen und da bevorzugte ich doch die Bahn. Die kenne ich ja schon von meinem ersten Besuch, aber mir war nicht mehr in Erinnerung, dass ich da umsteigen muss. Na ja, an der Bahnstation der eine Offizielle half mir mit dem Ticket – kleiner Trick für Touris einfach Geld einwerfen, wenn man weiß was ungefähr das Ticket kostet, aber man nicht weiss wie man die Station auf dem Tastenfeld zusammenklicken muss – und sagte mir, dass ich den Zug auf dem Gleis vor mir nehmen sollte. Ich fragte extra noch, ob ich umsteigen müsse. Und er verneinte und meinte noch, dass ich etwa eine halbe Stunde Fahrt habe. Ok, also rein in den Zug, wat zu lesen ausgepackt, weil ich suche ja Wohnung und da hab ich mir erst mal die Chintai gekauft – örtlicher Wohnungsmarkt für einen etwas größeren Raum, quasi so als wenn man bei uns was fürs gesamte Rhein-Main Gebiet kaufen würde. Nach einer halben Stunde schaue ich mich um und denke noch so bei mir, das mir die Gegend absolut nicht bekannt vorkommt. Bis ich checke wo ich bin, war ich schon reichlich weit gekommen. Also raus aus dem Zug bei der nächsten Gelegenheit – blöd in nem Expresszug – und wieder zurück. Na ja, und dann nur einen local train also Bummelzug erwischt

Da ich nicht mehr wusste wo ich den Zug wechseln muss also wieder zurück auf Los. Gott, war ich sauer und hatte der Futzi Glück das er grad nicht da war. Ich hätte dem den Kopf abgeschraubt. Also wieder gefragt und der nächste sagte zu mir, ja bei dem Zug müssen sie die erste umsteigen. Ok, also wieder zu der Haltestelle, umsteigen und weiter. Um noch weitere Verzögerungen zu vermeiden zog ich dann ein Taxi vor, damit war ich dann nur 2,5 Stunden zu spät oder 2 Stunden später als normalerweise. Tja, so was kann halt mal passieren … wird mir aber kein zweites mal passieren … definitiv nicht!!!