T
totoro
Racegixxer
Themenstarter
Keine Angst vor Erster Hilfe - Kölnische Rundschau
Keine Angst vor Erster Hilfe
Von Heiko Haupt, 21.08.09, 19:11h
Besonders bei schönem Wetter häufen sich die Zahl der Motorradunfälle auf deutschen Straßen. Wer an eine Stelle kommt, an der ein Motorrad verunglückt ist, muss als erstes den Unfallort absichern. Tipps zur Ersten Hilfe.
Erste Hilfe
Bild vergrößern
Wichtige Handgriffe: Der Helm muss nach einem Unfall vorsichtig vom Kopf des verunglückten Fahrers gezogen werden. (Bild: ifz/dpa/tmn)
Erste Hilfe
Bild verkleinern
Wichtige Handgriffe: Der Helm muss nach einem Unfall vorsichtig vom Kopf des verunglückten Fahrers gezogen werden. (Bild: ifz/dpa/tmn)
Berlin/Essen - Es klingt grausam und ist doch Realität: Je schöner das Wetter, desto höher ist die Zahl der Motorradunfälle. Gerade an sonnigen Tagen sind die Zweiräder in Scharen unterwegs.
Und weil dabei auch mal zu schnell gefahren wird oder ein unachtsamer Autofahrer Fehler macht, verunglücken Motorradfahrer gerade an den schönsten Tagen des Jahres. Die vergleichsweise hohe Zahl solcher Unglücke bedeutet aber auch, dass jeder Verkehrsteilnehmer einmal in die Situation geraten kann, einem verunglückten Fahrer Erste Hilfe leisten zu müssen.
Die Zahl der Motorradunfälle verhält sich anders als die der Unfälle mit Autos. Denn ob es sich um eine steigende oder fallende Zahl handelt, ist nicht nur von der technischen Weiterentwicklung oder von straßenbaulichen Verbesserungen abhängig - sondern auch ganz deutlich vom Wetter. So hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden 2008 eine Zahl von 30 639 verunglückten Motorradfahrern verzeichnet - im Vorjahr waren es 34 803. Hingewiesen wird dabei auf die Tatsache, dass die Zweirad-Saison 2007 wetterbedingt früher begann. Doch auch die niedrigere Zahl steht für eine Vielzahl teils schlimmer Unglücke: Neben 20 478 Leicht- gab es 9507 Schwerverletzte und 655 Unfalltote.
Wer an eine Stelle kommt, an der ein Motorrad verunglückt ist, muss als erstes den Unfallort absichern. Erste-Hilfe-Fachmann Stefan Osche vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin weist dabei auf eine erste Besonderheit hin: «Motorradfahrer verunglücken häufig in Kurven.» Beim Aufstellen eines Warndreiecks ist darauf zu achten, dass der nachfolgende Verkehr die Warnung deshalb schon vor der Kurve bemerkt.
Die nächste Aufgabe besteht in der Überprüfung, ob die Verletzten bei Bewusstsein und ansprechbar oder aber bewusstlos sind - das ist eine wichtige Information, wenn im dritten Schritt der Notruf alarmiert wird. Danach haben sich die Ersthelfer am Unfallort bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes um die Verletzten zu kümmern.
Hier kommen die nächsten Besonderheiten ins Spiel. Dazu gehört vor allem, dass ein Motorradfahrer einen Helm trägt. «Normalerweise nimmt ein Fahrer den Helm fast schon aus Reflex selbst ab», erklärt Kersten Enke, Leiter des Bildungsinstitutes Hannover der Johanniter Akademie. Wenn ein Verunglückter den Helm aber noch trägt, ist das meist ein Hinweis darauf, dass es sich um schwere Verletzungen handelt oder dass die Person bewusstlos ist.
In einem solchen Fall gilt: «Der Helm muss bei einem bewusstlosen Menschen immer runter», sagt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen. Denn eine eventuell nötige Beatmung wird durch den Helm unmöglich. Auch die Verlagerung in eine stabile Seitenlage klappt nicht mit dem Helm auf dem Kopf. «Wenn der Verunglückte noch ansprechbar ist, sollte das aber mit ihm geklärt werden.» Der Verletzte weiß schließlich am besten, wo es ihm wehtut. Auch Klapphelme mit zu öffnender vorderer Hälfte müssen runter.
Zum Abnehmen des Helms wird zunächst das Visier geöffnet, bei Brillenträgern dann die Brille entfernt. Danach arbeiten am besten zwei Helfer zusammen: Einer fixiert mit den Händen den Kopf des Verletzen, um ein Drehen oder Kippen zu verhindern. Der andere Helfer öffnet dann den Kinnriemen. Danach fasst der erste Helfer mit der einen Hand unter den Hinterkopf des Fahrers, mit der anderen Hand ergreift er das Kinn, um den Kopf beim Entfernen des Helms zu fixieren. Der zweite Helfer zieht den Helm vorsichtig vom Kopf - dabei muss er auf die Nase achten. Der Erste kümmert sich weiter um die Fixierung des Kopfes und achtet darauf, dass der Schädel direkt nach dem Abnehmen des Helms nicht unsanft auf den Boden kracht.
Niemand sollte befürchten, Fehler zu begehen. Meist werden die Handgriffe laut den Experten mit gesundem Menschenverstand instinktiv richtig gemacht. «Generell sollte niemand Angst vor Erster Hilfe haben», bekräftigt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Bonn. Jede Hilfe sei besser als keine.
Neben dem Helm sind weitere Besonderheiten zu beachten: So tragen die Beteiligten bei Motorradunfällen laut dem ifz häufig einen Schock davon. Was sich harmlos anhört, kann lebensbedrohend sein: Ein Schockpatient wird bewusstlos, trägt nach einiger Zeit schwere Schäden davon, weil auch Organe «abschalten». Es ist zunächst wichtig, Blutungen zu stillen, um Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Auch sollten Betroffene zugedeckt und vor Auskühlen geschützt werden.
Typisch für Motorradunfälle sind auch Verletzung der Gliedmaßen - besonders der unteren. Für Knochenbrüche gilt, dass sie möglichst ruhiggestellt werden, damit sie sich nicht verschlimmern. Blutende Extremitäten ohne Knochenbrüche sollten möglichst hochgelagert werden. All das hört sich für Unbeteiligte womöglich sehr unangenehm und schrecklich an - es ist aber für einen verletzten Motorradfahrer deutlich unangenehmer, wenn ihm in seiner Notlage niemand hilft und liegen lässt.
(dpa/tmn)
Keine Angst vor Erster Hilfe
Von Heiko Haupt, 21.08.09, 19:11h
Besonders bei schönem Wetter häufen sich die Zahl der Motorradunfälle auf deutschen Straßen. Wer an eine Stelle kommt, an der ein Motorrad verunglückt ist, muss als erstes den Unfallort absichern. Tipps zur Ersten Hilfe.
Erste Hilfe
Bild vergrößern
Wichtige Handgriffe: Der Helm muss nach einem Unfall vorsichtig vom Kopf des verunglückten Fahrers gezogen werden. (Bild: ifz/dpa/tmn)
Erste Hilfe
Bild verkleinern
Wichtige Handgriffe: Der Helm muss nach einem Unfall vorsichtig vom Kopf des verunglückten Fahrers gezogen werden. (Bild: ifz/dpa/tmn)
Berlin/Essen - Es klingt grausam und ist doch Realität: Je schöner das Wetter, desto höher ist die Zahl der Motorradunfälle. Gerade an sonnigen Tagen sind die Zweiräder in Scharen unterwegs.
Und weil dabei auch mal zu schnell gefahren wird oder ein unachtsamer Autofahrer Fehler macht, verunglücken Motorradfahrer gerade an den schönsten Tagen des Jahres. Die vergleichsweise hohe Zahl solcher Unglücke bedeutet aber auch, dass jeder Verkehrsteilnehmer einmal in die Situation geraten kann, einem verunglückten Fahrer Erste Hilfe leisten zu müssen.
Die Zahl der Motorradunfälle verhält sich anders als die der Unfälle mit Autos. Denn ob es sich um eine steigende oder fallende Zahl handelt, ist nicht nur von der technischen Weiterentwicklung oder von straßenbaulichen Verbesserungen abhängig - sondern auch ganz deutlich vom Wetter. So hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden 2008 eine Zahl von 30 639 verunglückten Motorradfahrern verzeichnet - im Vorjahr waren es 34 803. Hingewiesen wird dabei auf die Tatsache, dass die Zweirad-Saison 2007 wetterbedingt früher begann. Doch auch die niedrigere Zahl steht für eine Vielzahl teils schlimmer Unglücke: Neben 20 478 Leicht- gab es 9507 Schwerverletzte und 655 Unfalltote.
Wer an eine Stelle kommt, an der ein Motorrad verunglückt ist, muss als erstes den Unfallort absichern. Erste-Hilfe-Fachmann Stefan Osche vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin weist dabei auf eine erste Besonderheit hin: «Motorradfahrer verunglücken häufig in Kurven.» Beim Aufstellen eines Warndreiecks ist darauf zu achten, dass der nachfolgende Verkehr die Warnung deshalb schon vor der Kurve bemerkt.
Die nächste Aufgabe besteht in der Überprüfung, ob die Verletzten bei Bewusstsein und ansprechbar oder aber bewusstlos sind - das ist eine wichtige Information, wenn im dritten Schritt der Notruf alarmiert wird. Danach haben sich die Ersthelfer am Unfallort bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes um die Verletzten zu kümmern.
Hier kommen die nächsten Besonderheiten ins Spiel. Dazu gehört vor allem, dass ein Motorradfahrer einen Helm trägt. «Normalerweise nimmt ein Fahrer den Helm fast schon aus Reflex selbst ab», erklärt Kersten Enke, Leiter des Bildungsinstitutes Hannover der Johanniter Akademie. Wenn ein Verunglückter den Helm aber noch trägt, ist das meist ein Hinweis darauf, dass es sich um schwere Verletzungen handelt oder dass die Person bewusstlos ist.
In einem solchen Fall gilt: «Der Helm muss bei einem bewusstlosen Menschen immer runter», sagt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen. Denn eine eventuell nötige Beatmung wird durch den Helm unmöglich. Auch die Verlagerung in eine stabile Seitenlage klappt nicht mit dem Helm auf dem Kopf. «Wenn der Verunglückte noch ansprechbar ist, sollte das aber mit ihm geklärt werden.» Der Verletzte weiß schließlich am besten, wo es ihm wehtut. Auch Klapphelme mit zu öffnender vorderer Hälfte müssen runter.
Zum Abnehmen des Helms wird zunächst das Visier geöffnet, bei Brillenträgern dann die Brille entfernt. Danach arbeiten am besten zwei Helfer zusammen: Einer fixiert mit den Händen den Kopf des Verletzen, um ein Drehen oder Kippen zu verhindern. Der andere Helfer öffnet dann den Kinnriemen. Danach fasst der erste Helfer mit der einen Hand unter den Hinterkopf des Fahrers, mit der anderen Hand ergreift er das Kinn, um den Kopf beim Entfernen des Helms zu fixieren. Der zweite Helfer zieht den Helm vorsichtig vom Kopf - dabei muss er auf die Nase achten. Der Erste kümmert sich weiter um die Fixierung des Kopfes und achtet darauf, dass der Schädel direkt nach dem Abnehmen des Helms nicht unsanft auf den Boden kracht.
Niemand sollte befürchten, Fehler zu begehen. Meist werden die Handgriffe laut den Experten mit gesundem Menschenverstand instinktiv richtig gemacht. «Generell sollte niemand Angst vor Erster Hilfe haben», bekräftigt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Bonn. Jede Hilfe sei besser als keine.
Neben dem Helm sind weitere Besonderheiten zu beachten: So tragen die Beteiligten bei Motorradunfällen laut dem ifz häufig einen Schock davon. Was sich harmlos anhört, kann lebensbedrohend sein: Ein Schockpatient wird bewusstlos, trägt nach einiger Zeit schwere Schäden davon, weil auch Organe «abschalten». Es ist zunächst wichtig, Blutungen zu stillen, um Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Auch sollten Betroffene zugedeckt und vor Auskühlen geschützt werden.
Typisch für Motorradunfälle sind auch Verletzung der Gliedmaßen - besonders der unteren. Für Knochenbrüche gilt, dass sie möglichst ruhiggestellt werden, damit sie sich nicht verschlimmern. Blutende Extremitäten ohne Knochenbrüche sollten möglichst hochgelagert werden. All das hört sich für Unbeteiligte womöglich sehr unangenehm und schrecklich an - es ist aber für einen verletzten Motorradfahrer deutlich unangenehmer, wenn ihm in seiner Notlage niemand hilft und liegen lässt.
(dpa/tmn)